Genealogische Notizen

Familienforschung kann spannend sein wie ein Kriminalroman. Wir möchten Euch teilhaben lassen an den aufregenden Geschichten, die wir in Kirchenbüchern und Archiven ausgraben. Taucht ein mit uns in vergangene Epochen und rätselhafte Verwicklungen, historische Lebensumstände und die Geschichte einer Region, die es heute so nicht mehr gibt: das frühere Ostpreußen.

Sonntag, 22. März 2009

Ortsfamilienbücher, bequeme Quellen zur Familienforschung in Ostpreussen

Der eine oder andere Leser wundert sich vielleicht, wie es heute noch gelingen kann, Familiengeschichte in Ostpreussen so tiefgreifend und umfassend zu erforschen. Ich hätte vor Jahren auch nicht gedacht, daß es noch so viel Quellenmaterial für diese Region gibt. Als erstes gehört immer auch eine Portion Glück dazu. Die ersten Schritte führen zu den Fragen: gibt es noch Kirchenbücher für die betreffende Region, findet man noch in der eigenen Familie ausreichend Daten, um an die Kirchenbuchdaten anschließen zu können, die oftmals im Jahr 1874, dem Beginn der standesamtlichen Registrierung in Preussen, enden.

Voraussetzung für einen Einstieg in die Kirchenbücher und später dann in die Aktenrecherche weiterführender Archive ist eine gute Kenntnis der alten Schriften, ein gutes Lesevermögen. Aber man kann es auch einfacher haben. Einige Forscher haben Kirchenbücher vollständig abgeschrieben, bereits nach Familiennamen sortiert und als sogenannte Ortsfamilienbücher (OFB) veröffentlicht.

Für einige meiner Forschungsregionen habe ich das Glück, auf solche Ortsfamilienbücher zurückgreifen zu können. Nur wer sich selbst einmal viele Jahrhunderte durch Kirchenbücher gekämpft hat, kann ermessen, was für eine Arbeitserleichterung das bedeutet. Andrerseits kann sich wohl kaum jemand vorstellen, der sich nicht selbst durch mitunter nur schwer zu entziffernde Schriften gequält hat, was es heißt, ein Jahrhunderte umfassendes Kirchenbuch abzuschreiben und die vielen Schreibvarianten der Familiennamen, die vielen oft mehrdeutigen Eintragungen, in eine verläßliche Ordnung und Beziehung zu setzen.

Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, für welche Regionen bereits solche Ortsfamilienbücher vorliegen, schaue bitte unter diesem Link:
www.plew.info/ofb_allgemein.htm

In Kürze erscheint von Patrick Plew das OFB Heiligenwalde, welches wir mit Spannung erwarten. Martin, mein Bruder, hat das KB Heiligenwalde bereits vor einigen Jahren durchgesucht, um unsere SCHWEICHLER-Genealogie in Kalkeim und umliegenden Orten zu ergründen. Aber mit den Jahren sind viele neue Fragen aufgetaucht, haben sich viele neue lose Enden ergeben, die einen erneuten Einstieg in das KB erfordern würden - mal ganz abgesehen von den alten Fragen, die durch die erste Recherche unbeantwortet blieben. Wir wissen, daß unser Urahn Heinrich von SCHWICHEL das Gut in Kalkeim im Kirchspiel Heiligenwalde 1542 erwarb und wir wissen, daß es fast 300 Jahre im Besitz der Familie blieb. Es gibt viele Filiationen in umliegende Güter und Orte, von denen wir zwar Kenntnis haben, aber oft nicht genau wissen, wie sie zusammengehören, weil die ersten Jahre der Kirchenbuchaufzeichnungen häufig so uneindeutig sind und sichere Zuordnungen erschweren.

Außerdem kann eine Recherche in den Verfilmungen der Mormonen oft unerfreuliche Überraschungen mit sich bringen: eventuell sind rechte und linke Kirchenbuchseite getrennt auf verschiedenen Filmen aufgenommen und es gibt keine Möglichkeit, an zwei Plätzen gleichzeitig mit beiden Filmen zu arbeiten. Das heißt, man findet auf der linken Seite einen Geburtseintrag mit Namen zum Vater und der Mutter und das Taufdatum und rechts stehen nur die Paten und das Geburtsdatum. Oder der Name des Vaters ist links, der Name der Mutter nur rechts zu finden und die restlichen Angaben sind nach Gutdünken des Schreibers auf die Seiten verteilt. Wenn da der Pfarrer die Zeilen etwas schräg nach rechts unten abfallen läßt oder sonstwie nicht ganz geradeaus schreibt, sind Fehler in der Zuordnung fast kaum zu vermeiden.

All diese Schwierigkeiten und Fehlerquellen werden bei der Erschließung der Kirchenbücher eines Kirchspiels zu einem OFB von Profis bewältigt und gelöst. Als Forscher kann man nun bequem "die Ernte einfahren", muß sich nicht mit gräßlichen, kaum lesbaren Schriftstilen, mit Tintenflecken über wichtigen Namen, mit fast zur Unkenntlichkeit verblichenen Schriften, durch Wasserflecke verlaufene Tinte oder falsch belichteten Filmen herumschlagen. Üblicherweise heißt es sonst immer: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Mit einem OFB fällt der erste Teil fort, es bleibt das reine Vergnügen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, die Ausgabe für das OFB lohnt sich immer.

Siehe auch: http://genealogischenotizen.blogspot.com/2011/12/die-konigsberger-kirchenbuchkartei-eine.html
Weitere OFBs: http://www.online-ofb.de/ 

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